05.12.2024
Demenz ist nicht gleich Alzheimer
Ein Artikel geschrieben von Esther Hessels, Fachärztin für Neurologie im MVZ Papenburg des Marien Hospitals Papenburg Aschendorf.
Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Demenz auftritt. Von
den 60-Jährigen ist nur jeder Hundertste betroffen. Von den 80-Jährigen dagegen jeder Achte. In Deutschland leiden gegenwärtig 1,8 Millionen Menschen an einer Demenz.
Weil die Lebenserwartung weiter steigt, wird die Zahl der Betroffenen in Deutschland bis zum Jahr 2050 auf bis zu 2,8 Million steigen. Weltweit erkranken jährlich 10 Million Menschen an Demenz. Demenz beschreibt ein Syndrom, das heißt das gemeinsame Auftreten verschiedener Beschwerden. Nur eine Vergesslichkeit macht also keine Demenz. Das Hauptmerkmal der Demenz ist eine Verschlechterung von mehreren geistigen/kognitiven Fähigkeiten so wie Aufmerksamkeit, Sprache, Auffassungsgabe, Denkvermögen und Orientierungssinn. Das Nachlassen dieser Funktionen führt zu Einschränkungen bei Alltagstätigkeiten.
Einer Demenz können sehr unterschiedliche Ursachen bzw. Erkrankungen zugrunde liegen. In 60 bis 70 Prozent der Fälle ist die Demenz auf die Alzheimer Krankheit zurückzuführen. Andere Formen der Demenz sind zum Beispiel Parkinson-Demenz, frontotemporale Demenz oder Demenz bei Gefäßerkrankungen.
Bei der Alzheimer-Krankheit kommt es aufgrund des zunehmenden Verlusts von
Nervenzellen zu kognitiven Funktionseinschränkungen. Der Verlust wird auch optisch
sichtbar, das Gehirn schrumpft um bis zu 20 Prozent (sogenannte Atrophie) in späteren Stadien. Am Verlust der Nervenzellen sind bei der Alzheimer-Krankheit unter anderem zwei Proteine beteiligt: Beta-Amyloid und Tau. Der deutsche Nervenarzt Alois Alzheimer hat diese vor 100 Jahren entdeckt. Das frühzeitig erkennen einer Alzheimer-Krankheit hat den Vorteil, dass die Betroffenen und Angehörigen sich auf die Krankheit einstellen und die nichtmedikamentösen therapeutischen Möglichkeiten nutzen können.
Zur Diagnostik gehört die Beurteilung der kognitiven Funktionen mittels Testverfahren (MOCA, Uhrentest), eine Bildgebung (CT, MRT oder Pet-Scan), und in manchen Fällen das bestimmen von Biomarker im Hirnwasser. Auch ist es eine wichtige Aufgabe der Diagnostik, behebbare Ursachen zu erkennen (z.B. Depression, Vitaminmangel- oder Hormonmangelzustände, Infektionen, Normaldruck-Hydrozephalus). Zur medikamentösen symptomatischen Therapie stehen uns die Acetylcholinesterase-Hemmer (Donepezil, Rivastigmin und Galantamin) und Memantin zur Verfügung. Diese haben also keinen Einfluss auf die Krankheitsursache. Bei begleitenden Beschwerden so wie Depression, Angst und Aggressivität können zentral dämpfende Medikamente oder Angstlöser eingesetzt werden.
Nicht-medikamentöse Therapieoptionen bestehen aus kognitivem Training und
Ergotherapie, um die Alltagsfähigkeiten zu fördern. Zum Schluss möchte ich gerne auf die Informationsbroschüren der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. hinweisen.