01.11.2022

Reizdarmsyndrom – was steckt dahinter?

Ein Artikel geschrieben von Ludovic Tange, Chefarzt der Medizinischen Klinik II im Marien Hospital Papenburg Aschendorf

Das Reizdarmsyndrom gehört zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen, die Patienten zum Arzt führen und zählt mit Abstand zur häufigsten Erkrankung des Verdauungssystems.

Die medizinische Bedeutung basiert jedoch nicht nur auf seiner Häufigkeit in der Bevölkerung, sondern auf seiner Chronizität, den oft belastenden und teuren Diagnosewegen sowie den vielfach vergeblichen Therapieversuchen. Die typischen Beschwerden sind Schmerzen, Krämpfe, Blähungen und Stuhlgangsveränderungen, wie Durchfall und Verstopfung. Hinzu kommen die bei schweren Verläufen meist starken Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen, sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext. Erschwerend wirkt sich aus, dass viele Patienten überkommene, falsche Vorstellungen vom Wesen des Reizdarmsyndroms haben und sich gegenüber rationalen Diagnosestrategien und vielen therapeutischen Optionen verschließen.

Reizdarmsyndrom – was steckt dahinter?
Zum Reizdarmsyndrom zählen die nachfolgenden Bedingungen:

  • Chronische, mindestens seit drei Monaten bestehende Beschwerden, die auf den Darm bezogen werden und in der Regel mit Stuhlgangsveränderungen einhergehen.
  • Das Ausmaß der Beschwerden begründet, dass der Betroffene deswegen Hilfe sucht und hierdurch auch in seiner Lebensqualität nachvollziehbar beeinträchtigt ist.
  • Es dürfen im Rahmen der Diagnostik keine organischen Befunde erhoben werden, welche diese Symptome wahrscheinlich verursachen.

Es besteht eine Assoziation verschiedener Mechanismen zum Reizdarmsyndrom. Neben Störungen der Darm-Hirn-Achse kommt dem Mikrobiom (Darmflora) eine große Bedeutung zu. Auch psychische Faktoren können eine Rolle spielen.

Die Diagnostik
Am Anfang steht die ausführliche Erfragung der Beschwerden. Bei passendem Beschwerdemuster lässt sich ein Verdacht ableiten. Aber auch bei einem Verdacht sind noch gezielte Untersuchungen zum Ausschluss von relevanten Differentialdiagnosen erforderlich, da die Symptome des Reizdarmsyndroms grundsätzlich unspezifisch sind. Deswegen sollte eine gründliche und umfassende Untersuchung durchgeführt werden, unter anderem Stuhldiagnostik, Darm- und Magenspiegelung sowie die Überprüfung der Laborwerte. Anschließend wird das Reizdarmsyndrom in Typen unterteilt: Verstopfungs-, Durchfall-, Misch-, Schmerz- und/oder Blähtyp. Bei der psychischen Diagnostik wird die Erfassung von Einflussfaktoren, wie Ängsten, Erkrankungen und Somatisierungstendenzen bedacht.

Die Therapie
Beim Reizdarmsyndrom gibt es keine etablierte symptomatische Standardtherapie. Nach einer gelungenen Basisdiagnostik und der Typ-Unterscheidung lassen sich die Therapieziele und -einsätze einleiten.

Wichtig ist die günstige Prognose bezüglich Mortalität zu betonen, obwohl das Reizdarmsyndrom meist chronisch, wenn auch oft beschwerdearmen/-freien Intervallen verläuft.
Die Therapie umfasst einerseits symptomunabhängige allgemeine Behandlungsansätze, die für alle Subtypen eingesetzt werden. Hierzu zählen Lifestyle, Ernährung, Probiotika, Psychotherapie und die Alternativmedizin wie Naturheilkunde. Zusätzlich ist eine symptomorientierte medikamentöse Behandlung möglich.

Das Reizdarmsyndrom ist eine vielfältige, komplizierte Ansammlung von Beschwerden, welche immer eine komplexe Diagnostik voraussetzt und eine individuelle Therapie benötigt.

Herr  Tange, Ludovic

Ludovic Tange

Chefarzt

Telefon: 04961 93-1301 | Fax: 04961 93-1319
mk2@hospital-papenburg.de

Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie (Gastroenterologe)
Zusatzbezeichung: Notfallmedizin

Ärztlicher Leiter des Labors im Marien Hospital 


 

 

 
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