02.06.2022

Ein „Schrittmacher“ für den Blutdruck

Bluthochdruck wird mit Medikamenten behandelt. Wenn Medikamente jedoch nicht mehr ausreichen, verspricht ein Implantat an der Halsschlagader Besserung.

Der Blutdruck gibt an, wie stark das Blut gegen die Arterienwände drückt, während es durch den Körper strömt. „Unser Blutdruck ist immer dynamisch. Schwankungen sind die Regel und beeinflussen die Gesundheit nicht nachhaltig“, so Prof. Dr. med. Christian Wende, Chefarzt Kardiologie im Marien Hospital Papenburg Aschendorf. Je nach Aktivität oder Gemütszustand kann der Blutdruck im Laufe des Tages ansteigen oder abfallen. „Bleibt der Blutdruck jedoch über einen längeren Zeitraum erhöht, muss das Herz gegen einen hohen Widerstand an arbeiten. Dies führt zu lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Schlaganfall, Nierenversagen oder Gefäßkrankheiten“, erklärt der Mediziner.

Von dem Krankheitsbild der Hypertonie, also Bluthochdruck, sind ca. 20 Millionen Menschen in Deutschland betroffen. Die zusätzliche Dunkelziffer liegt bei ca. 10 Millionen. Eine medikamentöse Therapie und eine Veränderung der Lebensgewohnheiten sollten Abhilfe schaffen: Übergewicht vermeiden, regelmäßiger Ausdauersport, eine salzarme Ernährung und der Verzicht auf Nikotin. Das klingt machbar, ist in seltenen Fällen dennoch nicht ausreichend. Patienten, bei denen weder Medikamente anschlagen noch ein entsprechender Lebensstil den Blutdruck senken lässt, werden als „therapieresistente Hochdruckpatienten“ bezeichnet und benötigen eine alternative Behandlung.

Durch eine invasive Neurostimulation der Barorezeptoren können Patienten weiterbehandelt werden. Barorezeptoren sind die natürlichen Blutdrucksensoren des Körpers und senden Informationen an das Gehirn. Ist die Weitergabe dieser Informationen gestört, lässt sich der Blutdruck auf natürliche Weise nicht mehr senken. Es gibt die Möglichkeit ein Implantat an den Barorezeptoren im Bereich der Halsschlagader einzusetzen, was den dort sitzenden Nervenknoten stimuliert, sodass der Baroreflex anspringt und den Blutdruck abfallen lässt. Dieser Vorgang funktioniert wie ein „Schrittmacher“ für den Blutdruck.

Die Operation wird im Papenburger Krankenhaus gemeinsam mit der Gefäßchirurgie durchgeführt. Es wird eine Elektrode auf die Barorezeptoren im Bereich der Aufzweigung der Halsschlagader platziert und mit einem Impulsgeber verbunden. Dieser wird wie ein Herzschrittmacher unter die Haut im Brustbereich eingesetzt. Der Patient verbleibt anschließend ca. ein bis zwei Tage stationär. Nach zwei Wochen wird das Implantat ambulant aktiviert und eingestellt. Nach weiteren vier Wochen wird der Blutdruck kontrolliert und die elektronischen Impulse des Implantats stufenweise erhöht, sofern notwendig.

„Die Patienten, die für diesen Eingriff in Frage kommen, haben meist einen langen Therapie- und Leidensweg hinter sich und sind eher selten. Im Marien Hospital kommt es circa drei bis vier Mal im Jahr zu einer solchen Implantation“, berichtet Prof. Dr. Wende. Die heutige Medizin ist sehr technisch und innovativ ausgerichtet, aber als Patient sollte man keine Wunderheilung erwarten. „Die Therapie ist durchaus erfolgreich, wenn sich der Blutdruck durch das Implantat und die blutdrucksenkenden Medikamente auf einem guten Niveau einpendelt. Noch erfolgreicher ist es, wenn die Medikamenteneinnahme reduziert werden kann“, bewertet Prof. Dr. Wende die Erfolgsaussichten.

 

 

 
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