11.11.2020

Gemeinsame Aktion für den Erhalt der Fruchtbarkeit bei bösartigen und nicht-bösartigen Erkrankungen

Ein Artikel von Dr. med. Alice Rachidi, Oberärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Marien Hospital Papenburg Aschendorf

Im Laufe der letzten dreißig bis vierzig Jahre zeichnen sich in der Medizin zwei Trends ab - einerseits die zunehmend besseren Heilungschancen - vor allem von vielen Krebserkrankungen. Andererseits eine immer spätere Umsetzung der Familienplanung im persönlichen Lebensverlauf von Paarbeziehungen. Trotz aller Fortschritte in der Behandlung bösartiger Erkrankungen und des zunehmenden Einsatzes sogenannter zielgerichteter Therapien, die das Schreckgespenst „Chemo“ fast komplett vertreiben konnten, kann die Therapie einer Krebserkrankung im Nachgang zu einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit führen. Das betrifft je nach Therapie erwachsene Männer und Frauen gleichermaßen, aber durchaus auch Kinder.

Besonders hart sind solche Auswirkungen für jene, die zum Zeitpunkt der Erkrankung ihre Familienplanung noch gar nicht ansatzweise umsetzen konnten. Patienten, die sich nach erfolgreich überstandener Krebserkrankung dann als nächste Lebenskatastrophe mit dem Schicksal der Kinderlosigkeit konfrontiert sehen. Doch nach abgeschlossener Tumortherapie kommt oft jede Hilfe bezüglich der Wiederherstellung einer verlorenen Fruchtbarkeit zu spät. Wichtig ist, dass die Frage der Familienplanung vor dem Beginn einer solchen Krebstherapie mit Betroffenen kompetent und unter Einbeziehung der aktuellen Möglichkeiten besprochen werden sollte. Diese Möglichkeiten bestehen inzwischen mit zunehmenden Erfolgsaussichten. Notwendige Voraussetzung hierzu, wie so oft essentiell für ein optimales Behandlungsergebnis, ist eine gut abgestimmte Therapieplanung aller beteiligten medizinischen Fachbereiche. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit wissenschaftlich fundiert zu stärken, war und ist eines der Hauptanliegen des 2006 gegründeten Netzwerkes „fertiPROTEKT“. Neben anfänglich 30 deutschsprachigen universitären Beratungszentren, sind seit 2008 auch nicht universitäre Einrichtungen vertreten. Insgesamt umfasst dieses Netzwerk zurzeit 136 Zentren, davon 120 alleine in Deutschland. Alle Zentren aus Österreich, der Schweiz und Deutschland treffen sich in zweijährigen Abständen, um sich über Sinn und Chancen fruchtbarkeitserhaltender (fertiprotektiver) Therapiemöglichkeiten im Zusammenhang mit speziellen Erkrankungen auszutauschen. 2020 musste das für März in Berlin geplante 16. Treffen coronabedingt verschoben werden und fand nun am 02.10.2020 erstmalig als virtueller Kongress statt. Durch das Netzwerk werden inzwischen jährlich ca.1400 Betroffene beraten. Etwa 1000 dieser Patienten nehmen hiernach pro Jahr auch eine entsprechende fertiprotektive Therapie in Anspruch.

Das Spektrum der in Betracht kommenden Erkrankungen hat sich im Laufe der vergangenen vierzehn Jahre auch um viele nicht-bösartige Erkrankungen erweitert, deren Behandlung eine Einschränkung der Fruchtbarkeit nach sich ziehen kann, beispielsweise sog. Autoimmunerkrankungen. Die möglichen Maßnahmen zum Erhalt der Fruchtbarkeit umfassen unter anderem beim Mann das Einfrieren von Sperma, bei der Frau das Einfrieren von Eizellen nach vorheriger Stimulationsbehandlung. Auch Eierstrockgewebe kann nach operativer Gewinnung eingefroren und zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurück verpflanzt werden. Die medikamentöse Ruhigstellung der Eierstöcke und/oder deren operative Verlagerung, beispielsweise aus einem Bestrahlungsfeld ist eine weitere, sinnvolle Möglichkeit zum Erhalt der Fruchtbarkeit trotz einer notwendigen Behandlung.

Seit 2014 ist auch das Marien Hospital Papenburg Aschendorf, gemeinsam mit dem Kinderwunschzentrum Ostfriesland in Leer, Teil dieses Netzwerkes. Dabei gilt es hohen Qualitätsanforderungen im Sinne der Patienten/innen gerecht zu werden. Der Aktivität des gesamten Netzwerkes ist es zu verdanken, dass am 14.03.2019 der Deutsche Bundestag einen Gesetzentwurf verabschiedete, der einen gesetzlichen Leistungsanspruch für betroffene Patienten formulierte. Zur Umsetzung wurde am 16.07.2020 auch eine entsprechende Richtlinie des gemeinsamen Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen (GB-A) zur Kostenübernahme als nächster Meilenstein veröffentlicht. Entsprechende Informationen finden Sie auf den beiden Webseiten: www.bundesgesundheitsministerium.de und www.g-ba.de.

Beratungsmöglichkeiten gibt es zu jeder Zeit in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Marien Hospital in Papenburg - Schwerpunkt für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin - von Chefarzt Dr. med. Franz Koettnitz und Oberärztin Dr. med. Alice Rachidi. 


Herr Dr. med. Koettnitz, Franz

Dr. med. Franz Koettnitz

Chefarzt

Telefon: 04961 93-1361 | Fax: 04961 93-1379
gynaekologie@hospital-papenburg.de

Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Zusatzbezeichnung: Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
Beratungsstelle der deutschen Kontinenzgesellschaft
Diplom-Pädagoge


 

 

 
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