26.11.2018

Mit „Zuckis" und „Fettzis" gegen die Pfunde

Ein Gesundheitsprogramm im Marien Hospital unterstützt Kinder mit Übergewicht unter Einbezug der Eltern

Mehrere Paprika liegen ausgehöhlt auf der Arbeitsplatte, Möhrenstifte werden geschnitten. „Der Dip ist so gut, da muss nichts mehr hinein", sagt Vanessa während sie eine Gurke schneidet. Etwas Joghurt, Quark, Kräuter, Salz und Zucker – mehr braucht es nicht, um mit reichlich Gemüse eine kleine Vorspeise zu zaubern. In der Lehrküche des Marien Hospitals Papenburg Aschendorf wird fleißig geschnibbelt und geredet. Es ist das Abschlusskochen eines Gesundheitsprogramms des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) für Kinder und Jugendliche mit Übergewicht (Adipositas).

Über zehn Wochen findet in der Regel das Kursangebot mit je eineinhalb bis zwei Stunden pro Sitzung zusammen mit den Eltern statt. Jetzt, am Ende, steht ein gemeinsames Essen auf dem Programm. Die Kinder bereiten für sich und ihre Eltern einen Gemüsezug, ein Krokodil aus einer Gurke und eine Pizza – mit Kochschinken statt Salami und fettreduziertem Käse – zu. Unterstützt werden sie dabei von Diätassistentin Nina Hanneken und Sandra Gerdes, Studentin der Sozialen Arbeit.

„Die Kinder waren sehr aktiv bei der Sache und genauso aktiv waren auch die Eltern", freut sich Erzieherin Maria Stefens, die den Kurs leitet. Jede Stunde stand dabei unter einem gesonderten Thema: So rechneten die Kinder gemeinsam die „Fettzis" und „Zuckis" – den Fett- und Zuckergehalt in Speisen und Getränken – aus. Unter anderem stand ein Besuch im Supermarkt mit den Eltern an, wo auf das Einkaufsverhalten eingegangen wurde. Besprochen wurde auch, inwieweit Vererbung eine Rolle für Übergewicht spielt. In der gemeinsamen Zeit war das Arbeiten an Anschauungsmaterial fester Bestandteil. Auch Getränke wurden probiert und ihr Zuckergehalt mit Würfelzucker geschätzt. Denn: „Alles, was Kinder sehen, nehmen sie besser auf", sagt Stefens. Zudem wurden Nährwerttabellen berechnet und Alternativen zu süßem Joghurt und Süßigkeiten gefunden. Grundsätzlich sei nichts an Lebensmitteln verboten, erklärt Stefens. Aber das Nutellabrot gehöre einfach nicht jeden Tag zum Frühstück dazu. Im Kurs lernten die Kinder, eine andere Form der Süße wahrzunehmen und probierten aus, wie verschiedene Früchte schmecken und wie eigentlich das Gefühl ist, in einen richtigen Apfel zu beißen.

Auch bei den begleitenden Eltern hat sich etwas verändert. „Das Einkaufsverhalten ist anders geworden", sagt Renate Brake aus Esterwegen. „Wir achten vermehrt auf den Zucker- und Fettgehalt", ergänzt Stephanie Rolfes aus Vrees. Inzwischen heißt es auch bei Sandra Oltmanns aus Esterwegen von ihren Kindern: „Nein Mama, die Wurst kaufst du nicht."

Vor allem die Gemeinschaft, das gegenseitige Verständnis seien sehr wichtig, ergänzt Stefens. „Mein Kind merkt, es ist nicht das Einzige, das dieses Problem hat", sagt Anke Müller aus Uplengen. Die Kinder und Jugendlichen zwischen neun und 15 Jahren stärken sich gegenseitig. Fester Bestandteil der Treffen sei auch das Wiegen.

„Viele Kinder leiden unter Mobbing. Wir versuchen, sie hier stark zu machen", sagt die Kursleiterin. „Alles, was hier besprochen wird, bleibt in der Runde." Die Kinder erhalten dadurch mehr Sicherheit und können frei über ihre Situation zuhause oder auch Probleme in der Schule sprechen.

Ziel des Gesundheitsprogramms ist es, eine langfristige Veränderung des Lebensstils der Kinder zu erreichen. Der Kurs stellt dafür nur die Weichen. Bewegung, gesündere Ernährung und weitere Bausteine müssten im Alltag jeden Tag gemeinsam in der Familie gelebt werden, sagt Stefens.

Deutschlandweit sind 15,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von drei bis 17 Jahren übergewichtig, 5,9 Prozent sind adipös, heißt es in einer Folgeerhebung KIGGS (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland), aus 2014 bis 2017, bei der bundesweit Körpergröße und -gewicht von Kindern und Jugendlichen in standardisierter Weise gemessen wurden.

 

  • Nähere Informationen zu dem Kursangebot gibt es unter 04961 93-1384 oder 04961 93-1454.
 

 

 
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